Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss Radboud mehr als einmal belagert. Wir freuen uns, Ihnen alles darüber zu erzählen. Im Jahr 2022 feiern wir das 450-jährige Bestehen der Niederlande, wobei 1572 als unser "Geburtsjahr" gilt. Deshalb werden wir mit der Belagerung in jenem Jahr beginnen.

Der niederländische Aufstand, auch Achtzigjähriger Krieg genannt, steckte noch in den Kinderschuhen, aber 1572 fassten die Aufständischen an verschiedenen Orten Fuß. Die strategische Lage an der damaligen Zuiderzee machte Medemblik zu einer sehr wichtigen Stadt. Aus den Aufzeichnungen der westfriesischen Archive geht unter anderem hervor, dass Schloss Radboud im Jahr 1572 Schauplatz einer Schlacht war. Was genau war da los?

 

1566-1568: Vorbereitung eines Aufstandes

Um zu erfahren, wie es dazu kam, gehen wir einen Moment zurück ins Jahr 1566. Die Niederländischen Länder gehören zum spanischen Königreich. Der spanische König Philipp II. ist katholisch, aber inzwischen ist die Reformation im Gange und immer mehr Menschen in den Niederlanden sind protestantisch. Bis dahin hatte der niederländische Adel ziemlich viel Freiheit, um seine Territorien nach eigenem Gutdünken zu verwalten. Doch Philipp will alles wieder zentralisieren und führt immer mehr Regeln ein, vor allem für die Religion. Die spanische Inquisition verfolgt jeden, der nicht ordentlich katholisch ist.

 

Plädoyer der Adligen

Den niederländischen Adligen gefiel dies nicht und sie wollten ihre Freiheiten zurück. Daher brachten sie am 5. April 1566 das Plädoyer der Adligen vor, in dem sie unter anderem die Religionsfreiheit forderten. Wenn nicht, würde es einen Aufstand geben. Der spanische Adel betrachtete die Niederländer als "des gueux", also als Landstreicher.

 

Ikonoklasmus und die Reaktion von Philippus

Erzherzogin Margarete von Parma, Philipps Halbschwester, ist von der stümperhaften Sorte und verspricht, die Inquisition zu stoppen, bis sie eine Antwort von Philipp hat. Damit gibt sie einen Finger, die Protestanten ergreifen die ganze Hand. Der Ikonoklasmus ist die Folge.

Philipp schickt daraufhin den Herzog von Alva. Dieser geht mit harter Hand vor. Der niederländische Adel flieht ins Ausland und revoltiert, wie angedroht. Im Jahr 1568 unternehmen sie mehrere Raubzüge in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze. Die Schlacht von Heiligerlee ist die erste, die die Bettler gewinnen. Der Achtzigjährige Krieg oder Niederländische Aufstand ist offiziell im Gange.

 

Glücklicher Zufall: Sturm lässt Den Briel in den Händen der Bettler

Im Jahr 1572 dauert der Achtzigjährige Krieg bereits vier Jahre an, und für die Aufständischen läuft es nicht gerade gut. Sie sind noch nicht gut organisiert und haben noch keine gute Strategie. Die Orangen haben sozusagen das Sagen, aber es gibt auch einige prominente Bettler. Einer davon ist Willem van der Marck Lumey, der von England aus einen Angriff auf Enkhuizen plant.

Gesagt, getan, könnte man meinen, aber nein. Lumey und seine Mannschaft geraten in einen Sturm und landen nicht in Nordholland, sondern in Südholland, in der Nähe von Den Briel (Brielle). Die Stadt erweist sich als schlecht bewacht und wird am 1. April 1572 von den Beggars angegriffen. Wenn das gelingt, ist Den Briel die erste Stadt, die in die Hände der Aufständischen fällt."

 

Die Schlacht in Westfriesland

Lumey arbeitet eng mit Diederik van Sonoy zusammen. Letzterer wird von Wilhelm von Oranien zum Gouverneur von Nordholland und Waterland ernannt. Würde er dann sofort dafür sorgen, dass sich diese Regionen Orange anschließen? Eine große Aufgabe, zumal Van Sonoy immer noch an seiner Fluchtadresse in Deutschland ist.

Van Sonoy und Lumey sind dafür bekannt, dass sie rohe Gewalt anwenden. Das tun sie auch in Westfriesland. In den Dörfern auf dem Lande werden Kirchen geplündert und Bauern ihrer Vorräte beraubt. Unter dieser Bedrohung sahen sich einige Städte gezwungen, sich den Bettlern anzuschließen, in der Hoffnung, ihren Einwohnern solche Gewalt zu ersparen. Aber es gibt auch diejenigen, die die Revolte freiwillig unterstützen. So beschließt Enkhuizen im Mai 1572, sich für Orange einzusetzen, und lässt den Stadtrat inhaftieren. Sobald Van Sonoy dies erfährt, macht er sich eilig auf den Weg nach Enkhuizen, um auch den Rest von Nordholland zu annektieren.

 

Die Belagerung von Medemblik

Medemblik ist spanisch im Jahr 1572. Schlossbesitzer Cornelis van Rijswijk, Chef von Schloss Radboud, ist ein alter Hase in der Branche mit rund 20 Jahren Erfahrung. Er hat keine Probleme mit den Spaniern. Spanien hat sogar auf einen Teil der Steuer verzichtet, damit Medemblik die niedergebrannte Bonifaciuskirche wieder aufbauen kann.

Als Van Sonoy im Juni desselben Jahres zusammen mit Jacob Cabeliau vor dem Tor stand, schickte Van Rijswijk sie mit leeren Händen weg. Er hat nicht die Absicht, sich der Revolte anzuschließen.

Einige Tage später griffen Cabeliau und seine Beggars Medemblik an. Die Stadtwachen flohen in die Burg, ebenso wie viele Medemblikker. Doch Cabeliau gab nicht auf und belagerte die Burg.

Van Rijswijk ist zunächst nicht besorgt. Die Burg ist gut verteidigt und hat schon einige Belagerungen überstanden. Aber er hat die Hartnäckigkeit von Cabeliau nicht in Betracht gezogen. Er gibt nicht so leicht auf.

Beide Männer sind mit einem teuflischen Dilemma konfrontiert. Cabeliau steht vor der Wahl: Greife ich die Burg mit meinen Männern an oder nutze ich die Medemblikaner aus, die ich in die Hände bekomme? Für Van Rijswijk stellt sich die Frage: Was werde ich tun, um das Schloss für meinen König zu erhalten?

Die Antworten auf diese Fragen finden Sie in der Ausstellung "1572: Die Belagerung von Medemblik". Dort stehen Sie vor dem gleichen Dilemma wie die Bettler und die Medemblicker seinerzeit. Was würden Sie tun?

 

1572: Die Belagerung von Medemblik" ist von April 2022 bis 8. Januar 2023 zu sehen.